Die Anfänge der Gemeinde Wilhelmsdorf


1824

Zehn Siedler im Moor – die Gründung von Wilhelmsdorf

Zu einer Zeit, als das heutige Wilhelmsdorf noch ein schwarzes Schlammloch ist – gut 20 Kilometer von Ravensburg entfernt – treffen zehn Siedler aus Korntal bei Stuttgart hier ein. König Wilhelm I. von Württemberg hat ihnen auf Bitte des Korntaler Gemeindevorstehers Gottlieb Wilhelm Hoffmann ein Stück unfruchtbares Moorland aus seinem Privatbesitz geschenkt, um die weitere Abwanderung schwäbischer Pietisten zu beenden.

Das ist 1824. Die Zugereisten sind im katholischen Oberschwaben nicht willkommen. »Ungläubige sind es, Sträflinge und Zuchthäusler«, erregen sich die Einheimischen in den Wirtshäusern: »Vor denen müssen wir uns in Acht nehmen.« Schultheiß Strobel aus der Nachbargemeinde Esenhausen höhnt: »Die sollen nur kommen. Wo ist denn schon einmal gesehen worden, dass man auf solch unfruchtbarem Land ein Dorf errichten kann. Ich versichere euch, die gehen auch wieder.«

Die Zugereisten bleiben. Sie gründen im Moor ihre Siedlung: Wilhelmsdorf, benannt nach dem König. Der kommt gleich in den ersten vier Jahren gleich drei Mal in »sein Dorf«, um nach dem Rechten zu sehen und auch, um zu helfen. Dank seiner Hilfe gelingt es, einen »3.000 Fuß langen« Entwässerungskanal fertigzustellen. Und er stiftet auch die Orgel für den neu errichteten Betsaal.

Namensgeber von Wilhelmsdorf: König Wilhelm I.

»König Wilhelm war ein starker Geist. Er wußte, was er wollte, und führte auch hinaus, was er wollte. Das Lengenweiler Moosried setzte er als die Geburts- und künftige Wohnstätte für die neue Tochtergemeinde von Korntal fest.« Das schrieb Johannes Ziegler in seinem Buch »Wilhelmsdorf. Ein Königskind«. In der Tat war König Wilhelm I., der von 1816 bis 1864, also sehr lange, regierte, ein kluger Stratege und großzügiger Spender. Für die Rettungshäuser im Land - auch die in Korntal und Wilhelmsdorf - hatte er immer eine offene Hand. Andere Mitglieder des Königshauses fühlten sich später dieser Tradition verpflichtet.